Wien, 18.09.2006: In seinem Jahresbericht 2006 beschäftigt sich Transparency International, die größte globale Initiative zur Korruptionsbekämpfung, mit dem Thema Korruption im Gesundheitswesen. Jährlich würden weltweit rund 2.500 Mrd. Euro für Gesundheit ausgegeben, wovon der Großteil von den Steuerzahlern finanziert werde. Durch korrupte Praktiken im gesamten Gesundheitssystem würden jedoch die Aufwendungen für das Gesundheitssystem steigen bzw. der Gesundheitsversorgung beträchtliche Mittel entzogen und dadurch ihre Qualität reduziert. Dies gehe hauptsächlich zulasten ärmerer Bevölkerungsgruppen, die überproportional von Kürzungen im öffentlichen Gesundheitswesen betroffen sind, wie zum Beispiel durch „Wartelisten“ für operative Eingriffe. Sie könnten sich Bestechung nicht leisten und auch Privatbehandlung sei ihnen finanziell kaum möglich.
Korruptionsstudien in den USA schätzen, dass 5 bis 10 Prozent der Ausgaben der beiden größten öffentlichen Gesundheitsversicherungen auf Korruption zurückzuführen sind. Für Österreich veröffentlicht das Jahrbuch 2006 keine Vergleichswerte.
Das Jahrbuch zeigt auch die Stellen des Gesundheitssystem auf, die für Korruption anfällig sein können: Veruntreuung von kostenlosen Gesundheitsleistungen; Korruption in der Beschaffung, im Abrechnungssystem mit den Versicherungen, im Arzneimittelbereich; und Bestechungspraktiken, um zu eigentlich kostenloser Gesundheitsversorgung zu kommen.
Transparency International schlägt eine Reihe von Maßnahmen gegen Korruption im Gesundheitssystem vor, wie klare rechtliche Vorschriften und Transparenz, Verhaltensvorschriften, wirksame Sanktionen, klare Regeln bei Interessenskonflikten, Schutz von Informanten, Einbindung und Information der Patienten.
Im Mai diesen Jahres soll die deutsche Version des Jahrbuchs 2006 erscheinen.
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