Es gibt keine Gewinner
Wien, 04.10.2006: Jährlich findet der CPI – „Korruptionsindex“ („Corruption Perceptions Index“) von Transparency International weltweite Aufmerksamkeit. Er fasst die Wahrnehmung von Fachleuten zusammen, wie verbreitet in allen Teilen der Welt die Annahme von Schmiergeldern ist. Nach vier Jahren legt Transparency International darüber hinaus heute auch wieder den Bribe Payers-Index (BPI) vor, der von den Zahlenden von Bestechungsgeldern handelt.
Die Ergebnisse basieren auf der Befragung von mehr als 11.000 Führungskräften aus 125 Ländern, die im Rahmen des Executive Opinion Survey des Welt-Wirtschafts-Forums 2006 durchgeführt wurde. Eine Wertung von 10 bedeutet keine Wahrnehmung von Korruption, während Null für die Wahrnehmung von endemisch verbreiteter, unkontrollierbarer Korruption steht. Führend in der Rangliste ist mit einer Wertung von 7,8 die Schweiz, Österreich liegt mit 7,5 Punkten im internationalen Vergleich ebenfalls relativ gut – doch auch die Bewertung solcher „besser“ liegender Unternehmen aus Exportnationen ist bei weitem nicht perfekt, sondern auch nur wenig befriedigend. Die Erkenntnis der Studie: Es gibt Unterschiede, doch keinen wirklichen Gewinner.
Der BPI nennt auch die Anteile der 30 Länder am Welthandel. Sie spiegeln die veränderte Wettbewerbsituation auf den Weltmärkten wider. Nur etwa die Hälfte der Exporte der Welt entfällt noch auf klassische Industrieländer. Diese finden sich überwiegend im oberen Teil des BPI. Sie alle haben Ende der 90er Jahre die OECD-Konvention gegen Bestechung im internationalen Geschäftsverkehr unterzeichnet und Korruption im Ausland strafbar gemacht – auch wenn die jeweiligen Gerichte unterschiedlich aktiv bei der tatsächlichen Untersuchung möglicher Bestechungsfälle ausländischer Amtsträger sind. Die andere Hälfte der Exporte kommt aus „neuen“ Exportländern, die überproportional von der rasanten Ausweitung des Welthandels profitiert haben. Diese Länder finden sich meist im unteren Teil des BPI.
Gesetze und der Druck der Öffentlichkeit haben auch das Ziel, Eigenanstrengungen von Unternehmen herauszufordern. Dass dies auch im Eigeninteresse der Unternehmen liegt, belegen die zunehmenden Berichte über Korruption zwischen Unternehmen: Auch große Firmen werden zum Opfer ihrer – zumeist leitenden – Angestellten; diese missbrauchen ihre beruflichen Kompetenzen und das in sie gesetzte Vertrauen zu privatem Vorteil. Solche Vorfälle gab es in Verbindung mit Korruption im Ausland schon seit langem: Große Summen, bewusst den normalen Kontrollen entzogen, landeten nicht nur in den Taschen ausländischer Kunden und Auftraggeber, sondern auch auf den Privatkonten der Firmenvertreter.
Firmen können viel tun, um Korruption im In- und Ausland zu vermeiden. Ein Kernproblem der Korruptionsbekämpfung ist das geringe Entdeckungsrisiko des Korruptionstäters. Im Ausland ist die Dunkelziffer noch höher als im Inland. Dieses Risiko muss deutlich erhöht werden, damit Täter abgeschreckt werden und die Aufdeckung erleichtert wird. Dafür müssen die betrieblichen Informationsquellen erschlossen werden, d.h. potentielle Hinweisgeber – Mitarbeiter und Geschäftspartner – müssen ermutigt und gegen Repressionen geschützt werden. Dafür haben sich Ombudsleute und/oder dialogfähige Hotlines bewährt. Transparency International Deutschland und Transparency International Österreich empfehlen diese Instrumente schon seit langem, begegnet aber immer noch großen Vorbehalten, obwohl diese von den Erfahrungen mit solchen Einrichtungen eindeutig widerlegt werden.
Korruptionsbekämpfung ist auch im unmittelbaren Firmeninteresse vernünftig. Der BPI weist aber darüber hinaus. Österreichische Unternehmen können ihren Beitrag dazu leisten, dass auf den Weltmärkten Qualität und Verlässlichkeit über Aufträge entscheiden und nicht Korruption.
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Dateien:
2006-10-04_Bribe Payers Index 2006 – Pressemitteilung international
2006-10-04_Bribe Payers Index 2006 – Ergebnisse
2006-10-04_Bribe Payers Index 2006 – Report