Neuer Bericht von Transparency International: Korrupte Firmen kosten Milliarden und schaden Wirtschaft, Entwicklung und Konsumenten

 

Wien / New York / Berlin, 23.09.2009: Die Antikorruptionsorganisation Transparency International hat heute den jährlichen „Global Corruption Report“ 2009 (GCR) vorgestellt. Das Schwerpunktthema des weltweiten Berichts ist in diesem Jahr die Privatwirtschaft: Bestechung, Preisabsprachen und unzulässige Einflussnahme auf die öffentliche Ordnung sind der Grund für das gewaltige weltweite Ausmaß an Korruption. Dieses verursacht nicht nur Kosten in Milliardenhöhe, sondern versperrt auch den Weg zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum.

Der Global Corruption Report 2009: Corruption and the Private Sector zeigt auf, wie sehr Korruption den fairen Wettbewerb untergräbt, Wirtschaftswachstum erstickt und letztendlich die Existenz von Unternehmen gefährdet. Allein in den letzten zwei Jahren mussten Unternehmen wegen korrupter Praktiken Strafen in Milliardenhöhe zahlen. Dies bedeutet für betroffene Firmen nicht nur finanzielle Einbußen, sondern auch einen massiven Verlust an Arbeitsmoral der eigenen Angestellten und an Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern.

Der Report dokumentiert zahlreiche Fälle von Managern, Hauptaktionären und anderen Firmenvertretern, die anvertraute Macht zum privaten Vorteil missbraucht haben: Zum Nachteil von Unternehmenseignern, Investoren, Angestellten und der gesamten Gesellschaft. In Entwicklungs- und Transformationsländern leisten Firmen, die mit korrupten Politikern und Regierungsvertretern kooperieren, Bestechungszahlungen in einer Höhe von weltweit bis zu 40 Milliarden US $ (27.04 Milliarden €) jährlich.

Die Hälfte der internationalen Führungskräfte, die für den GCR befragt wurden, gab an, Korruption würde Projektkosten um mindestens 10% heben – letzten Endes sind es die Konsumenten, die dafür zahlen. Hinzu kommt, dass zuverlässige Kalkulationsgrundlagen eine unabdingbare Basisvoraussetzung kaufmännischer Sorgfalt darstellen. Korruptionsschäden sind weitgehend unberechenbar und daher geeignet, jede verantwortungsbewusste Unternehmenskalkulation risikoträchtig zu verunsichern. Damit stellt Korruption einen wesentlichen Faktor für wirtschaftliche Krisenentwicklugnen dar.

 

Unternehmen profitieren von Integrität

Die gute Nachricht: Integrität zahlt sich aus. Firmen, die Antikorruptionsprogramme implementiert haben, werden nur halb so oft Opfer von Korruption und verlieren weniger Geschäftschancen als Firmen ohne derartige Programme. Instrumente zur Prävention sind zur Genüge vorhanden – Unternehmen müssen sie nur schneller anwenden.

„Eine Kultur unternehmerischer Integrität sichert Investitionen, steigert den Geschäftserfolg und fördert Stabilität. Insbesondere in einer Zeit, in der wir uns von einer historischen Krise erholen, muss Integrität gefördert werden“ so die Vorsitzende von Transparency International, Huguette Labelle. „Gegen die Korruption zu gewinnen, verstärkt das Unternehmensfundament. Unternehmen müssen sich gegen das Risiko schützen, Millionenstrafen zu zahlen und langfristig das Vertrauen ihrer Kunden und Aktionäre zu verlieren.“

Dementsprechend richten sich die Vorschläge im Bericht zunächst an Unternehmen. Sie müssen nicht nur Verhaltenskodizes und Antikorruptionsprogramme verabschieden, sondern sie müssen diese auch leben, indem sie sie organisatorisch umsetzen, ihre Mitarbeiter darin schulen und sie leben. Dazu gehört, dass über diese Maßnahmen – möglichst standardisiert – öffentlich berichtet wird. Denn obwohl fast 90 Prozent der 200 weltweiten Spitzenunternehmen Verhaltenskodizes eingeführt haben, überwachen dem Global Corruption Report zufolge weniger als die Hälfte deren Einhaltung und Umsetzung.

Ein gemeinschaftliches Vorgehen („collective action“) auf der Grundlage von international anerkannten Standards hilft Unternehmen bei der Definition und Umsetzung integrer Verhaltensweisen. Die „OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen“, zu deren weltweiter Durchsetzung sich mittlerweile 41 Industriestaaten (darunter auch Österreich) bekennen, enthalten ein weites Spektrum von Standards für verantwortungsvolles unternehmerisches Verhalten. Mit diesem umfassenden Ansatz, aber auch mit konkreten Handlungsempfehlungen bieten sie Unternehmen eine praktikable Unterstützung für die Korruptionsbekämpfung.

 

Die Koalition gegen Korruption muss weiter wachsen

Neben Unternehmen und Regierungen ist der Einsatz vieler weiterer Akteure im Kampf gegen Korruption gefragt. Die Investoren müssen vom Management der Unternehmen konsequente Antikorruptionsmaßnahmen einfordern, um ihre Investitionen sicherer zu machen. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften müssen sich gegen Versuche der Einflussnahme wappnen und durch Unabhängigkeit ihre Glaubwürdigkeit absichern. Gewerkschaften können sicherstellen, dass Arbeitsplätze nicht durch korruptes Verhalten riskiert werden. Untersuchungen zeigen, dass Verbraucher bereit sind, für Produkte und Dienstleistungen von integren Unternehmen mehr zu bezahlen. Verbraucherschutzorganisationen können Verbraucher dabei unterstützen, durch verantwortliche Entscheidungen integre Unternehmen zu belohnen.

Auch Österreich ist im diesjährigen GCR vertreten: Während im länderspezifischen Bericht positiv hervorgehoben wird, dass mit 1.1.2009 eine eigene Antikorruptionsstaatsanwaltschaft den Dienst aufnahm, wird zugleich bedauert, dass diese entgegen der ursprünglichen Pläne vom Juli 2007 nicht weisungsfrei ist. Ebenso wird festgehalten, dass Österreich die UN Convention against Corruption (UNCAC), die Österreich im Jänner 2006 ratifiziert hat, sowie die Council of Europe Criminal Law Convention on Corruption, die im August 2006 ratifiziert wurde, noch immer nicht vollständig umgesetzt hat.

 

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