Transparency Report: Das weltweit verbreitete Phänomen „Sextortion“ im Sport

Wien, 23.05.2022: Der Sportsektor ist besonders anfällig für „Sextortion“, so ein neuer Bericht, der heute von Transparency International veröffentlicht wurde.

Definition

Bei „Sextortion“ handelt es sich um eine Form der sexuellen Ausbeutung und Korruption, die auftritt, wenn Menschen in Machtpositionen versuchen, sexuelle Gefälligkeiten im Austausch für etwas zu erpressen, das in ihrer Macht steht. Die Internationale Vereinigung der Richterinnen (IAWJ) hat dieses Muster des Missbrauchs von Autorität folgendermaßen definiert: „Sextortion ist eine Variante von Korruption, bei der unterschiedlichste Formen der sexuellen Ausbeutung die Währung der Bestechung sind.“[1] Das Prinzip „quid pro quo“, welches den Kern von „Sextortion“ bildet, ist genau jene Art von Austausch, der auch bei anderen Formen der Korruption zu finden ist.[2] Autoritätspersonen verlangen sexuelle Vorteile im Austausch für zum Beispiel die Unterzeichnung eines Vertrags mit einem Verein, einen Platz in einer Mannschaft, die Teilnahme an wichtigen Turnieren oder ein besseres Stipendium. Diese spezifische Form von Korruption darf nicht totgeschwiegen werden.

Studie

Anhand von Fallstudien u.a. aus Deutschland, Mexiko und Rumänien wird die Verbreitung von sexuellem Missbrauch als ein Problem dargestellt, das den gesamten Sport in allen Regionen der Welt betrifft. In Deutschland ergab zum Beispiel eine Umfrage unter SpitzensportlerInnen, dass jede/jeder dritte SportlerIn im Laufe der Karriere zumindest einmal Opfer von sexueller Ausbeutung unterschiedlichster Form wurde.[3] Auch in Österreich hat es in der Vergangenheit Fälle gegeben, die ans Tageslicht gekommen sind.[4]

Der Bericht stellt fest, dass die Kultur der Loyalität gegenüber Teams, TrainerInnen und Organisationen „Sextortion“ im Sport begünstigen. Mit Führungspositionen, die fast ausschließlich von Männern besetzt sind, wird der „status quo“ geschützt. Dieser ermöglicht es, dass vor allem Frauen, Kinder, Jugendliche sowie Menschen mit Behinderungen ausgebeutet werden und eine weit verbreitete Kultur des Schweigens verstärkt wird.

Die engen Beziehungen zwischen TrainerInnen und AthletInnen verwischen die Grenzen, verbergen Missbrauch und erschweren die Meldung von Missständen. Wenn sich SportlerInnen zu Wort melden, werden sie oft mit Misstrauen oder Verachtung behandelt und müssen mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen.

Der Bericht zeigt Schwachstellen in den Systemen der Sportorganisationen auf. Viele haben es versäumt, angemessene Präventions- und Meldemechanismen für Missbrauch zu entwickeln. Oft sind Organisationen nicht in der Lage Missbrauch zu untersuchen, da sie nicht über ausreichende Kapazitäten und Fachkenntnisse verfügen.

Um dieses System des Missbrauchs zu stoppen, müssen Sportorganisationen und Regierungen handeln. Die beste Lösung besteht darin den Missbrauch zu stoppen bevor er geschieht und zwar durch strenge Präventionsmaßnahmen, einschließlich der Aufklärung über „Sextortion“.  Der Bericht fordert außerdem wirksamere Meldemechanismen, unabhängige Untersuchungen und klare Sanktionsregelungen für „Sextortion“ auf allen Ebenen. Im Gegenzug müssen die Regierungen ihren Teil dazu beitragen, Organisationen zu regulieren und finanzielle Anreize zu schaffen, um stärkere Maßnahmen zu fördern.

Whistleblowing

In diesem spezifischen Bereich wird noch einmal deutlich, dass es unbedingt ein umfangreiches Whistleblowinggesetz braucht. Geschützte Kanäle für Hinweise auf Korruption, „Sextortion“ und andere Delikte in Unternehmen aber auch in Sportorganisationen müssen implementiert werden. TI-Austria setzt sich für ein umfangreiches HinweisgeberInnenschutzgesetz ein und hat dazu ein Empfehlungspapier veröffentlicht. Dieses ist unter folgendem Link abrufbar: Forderungspapier-Whistleblowing-EU-Richtlinie.pdf (ti-austria.at)

Den gesamten Bericht, welcher vom Headquarter von Transparency International in Berlin veröffentlicht wurde, finden Sie unter folgendem Link: https://www.transparency.org/en/publications/Marks-Set-Stop-Understanding-Ending-Sextortion-Sport

 

[1] Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): GIZ InDesign-Vorlage für Publikationen – Factsheets DIN A4

[1] Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): GIZ InDesign-Vorlage für Publikationen – Factsheets DIN A4

[1] Sexual violence in organized sport in Germany – DSHS (dshs-koeln.de)

[1] Z.B. Missbrauchsprozess: Fünf Jahre Haft für Seisenbacher – Gerichtsreportagen – derStandard.at › Panorama

 

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TRANSPARENCY INTERNATIONAL AUSTRIA

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Tel: +43 (0) 1 960 760

Fax:  +43 (0)1 960 760 760

 

 

 

 

 

 

 

[1] Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): GIZ InDesign-Vorlage für Publikationen – Factsheets DIN A4

[2] Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): GIZ InDesign-Vorlage für Publikationen – Factsheets DIN A4

[3] Sexual violence in organized sport in Germany – DSHS (dshs-koeln.de)

[4] Missbrauchsprozess: Fünf Jahre Haft für Seisenbacher – Gerichtsreportagen – derStandard.at › Panorama