Rückschritt bei Transparenz von Pharma-Studien
TI-Austria kritisiert Wegfall der Meldepflicht und Einstellung des öffentlichen Registers für Arzneimittelstudien
Wien, 06.12.2022: Die Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten werden auch nach der Zulassung auf dem Markt weiter untersucht. Das passiert unter anderem ihm Rahmen von sogenannten „Nicht-interventionellen Studien (NIS)“, manchmal auch Anwendungsbeobachtungen genannt. Dabei kann es sich um „echte“ Studien handeln oder aber auch um reine Marketingmaßnahmen, die zum Ziel haben, möglichst viele Patienten auf ein neues Medikament einzustellen. „Zur Rolle der NIS werden seit vielen Jahren kritische Diskussionen geführt“, sagt Priv. Doz. Dr. Claudia Wild, Leiterin des Austrian Instituts für Health Technology (AIHTA) und Expertin bei Transparency International Austria (TI-Austria). „Maximale Transparenz ist daher in diesem Zusammenhang eine essentielle Voraussetzung.“
Umso überraschter zeigt man sich bei TI-Austria, dass in Österreich die Verordnung über die Meldepflicht für NIS Mitte Oktober aufgehoben und das Register für NIS im Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) mit sofortiger Wirkung eingestellt wurde.
„Patientinnen und Patienten sowie die kritische Öffentlichkeit haben ein Recht zu erfahren, ob ihre behandelnden Ärztinnen von der Pharmaindustrie Geld erhalten, wenn sie ihnen ein Medikament verschreiben,“ betont Wild. „Die nunmehrige Einstellung des Registers ist ein Rückschritt in die dunklen Zeiten der Intransparenz der Arzt-Industrie Beziehungen“.
Auch die Vorstandsvorsitzende von TI-Austria Prof. Eva Geiblinger betont, dass dem Bundesminister soeben erst ein „Empfehlungspapier für mehr Informationstransparenz im österreichischen Gesundheitswesen“ von Transparency International übermittelt wurde, das auch die Verbesserung des NIS-Registers zum Inhalt hat. „Statt einer Verbesserung nun eine Einstellung des Registers zu beschließen, fördert die Intransparenz anstatt sie zu bekämpfen“, so Eva Geiblinger.
Zwtl.: TI-Austria begrüßt Neubesetzung der Medizinmarktaufsicht
TI-Austria begrüßt die Neubesetzung der Leitung der Medizinmarktaufsicht bei der Agentur für Sicherheit im Gesundheitswesen (AGES) mit einem unabhängigen Experten aus den eigenen Reihen. „Wir freuen uns, dass Bundesminister Rauch die Kritik von TI und anderen ExpertInnen ernst genommen hat und dafür gesorgt hat, dass diese wichtige Position nicht mit einer Pharmalobbyistin besetzt wurde“, betont Geiblinger.
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