Wien, 06.12.2007: Die internationale Anti-Korruptionsorganisation Transparency International hat heute in Berlin ihr Global Corruption Barometer 2007, eine jährliche Meinungsumfrage über Wahrnehmungen und Erfahrungen der allgemeinen Bevölkerung in Bezug auf Korruption, vorgestellt. Für das Global Corruption Barometer 2007 wurden rund 63.000 Personen in 60 Ländern durch Gallup International im Auftrag von Transparency International befragt.

Aus österreichischer Sicht fällt dabei vor allem eines auf: Die Österreicher sind (wie die meisten Europäer) der Meinung, dass politische Parteien am stärksten von Korruption beeinflusst sind, vertrauen der Regierung und ihren Maßnahmen gegen Korruption aber trotzdem mehr als der Europa-Schnitt. Gleichzeitig nehmen 57% an, dass die Korruption in den nächsten Jahren zunehmen wird.

Die Anzahl der Befragten, die schon einmal bestochen haben, um eine bestimmte Leistung zu erhalten, liegt bei nur einem Prozent (Europa-Durchschnitt: 5%, Gesamtdurchschnitt: 13%) – somit ist Österreich, ex aequo mit Kanada, Dänemark, Frankreich, Island, Japan, Südkorea, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz unter den am wenigsten von Bestechung betroffenen Ländern. Am anderen Ende des Spektrums finden sich Länder wie Kamerun (79%), Kambodia (72%) und Albanien (71%).

Bei der Frage nach der Wahrnehmung von Korruption in Österreich in den verschiedenen Sektoren ist Österreich immer sehr nah am EU-Durchschnitt: Die schlechteste Bewertung auf einer Skala von 5 („höchst korrupt“) bis 1 („überhaupt nicht korrupt“) erhielten, wie in den meisten Ländern, politische Parteien mit 3,2 (EuropaDurchschnitt 3,7). Auffällig ist, dass das Militär mit 2,9 (Europa-Durchschnitt 2,4) in Österreich schlechter abschneidet als in den meisten anderen europäischen Staaten: Nur Tschechien (3,2), Norwegen und Polen (je 3,1) halten ihr Militär für noch korrupter. Für am wenigsten korrupt werden Versorgungsunternehmen mit 2,3 gehalten. Bildungssystem, Medizinische (und ärztliche) Dienste und Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) liegen mit je 2,5 im europäischen Durchschnitt.

Nur 8% der Österreicher glauben, dass Korruption in Österreich in den nächsten drei Jahren zurückgeht (europaweit 18%). 35% nehmen an, dass der Anteil an Korruption gleich bleibt (Europa-Durchschnitt 24%). Ganze 57% nehmen an, dass die Korruption zunimmt (Europa: 58%). Was die Korruptionsbekämpfung von Seiten der Regierung angeht, sind die Österreicher leicht optimistischer als der Durchschnitt Europas: 30% der Befragten halten die Maßnahmen der Regierung für effektiv, 24% für weder effektiv noch ineffektiv und nur 46% (EU-Durchschnitt 60%) halten sie für ineffektiv. Ob diese Zahlen in den nächsten Jahren durch Korruptionsstaatsanwaltschaft und Verschärfung des Korruptionsstrafrechts verbessert werden, bleibt abzuwarten.

 

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Dateien:

2007-12-06_Global Corruption Barometer 2007 – Pressemittleilung international

2007-12-06_Global Corruption Barometer 2007 – Report