Korruptionsrisiken in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe
Transparency International veröffentlicht Sektorerhebung
Wien, 25.4.2023: Korruption ist ein schwer greifbares Phänomen. Kennzahlen bezüglich der Verbreitung von Korruption fließen in diverse Indizes ein, auch in den wohl bekanntesten Corruption Perceptions Index von Transparency International. Doch dabei darf nicht vergessen werden, dass es sich um Versuche handelt, den Faktor “Korruption” und den diversen Ausprägungen eine “Form” und “Gestalt” zu verleihen. Laut ExpertInnen ist es besonders schwer, den Schaden durch Korruption in Zahlen zu fassen. Umfragen haben sich in der Vergangenheit jedoch als zuverlässiger Indikator für eine grundsätzliche Standortbestimmung in Bezug auf Korruption erwiesen. Darauf basierend hat sich TI-Austria nun dem Bereich “Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe” angenommen. Dieser Bereich wurde in der Vergangenheit noch nicht, insbesondere noch nicht in Österreich, einer Analyse in Bezug auf Korruptionsrisiken unterzogen.
Herr Mag. Thomas Tschiggerl MBA, MA, Leiter der AG-Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe, meint: “ Für Organisationen in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe ist es wichtig, proaktiv gegen Korruption vorzugehen, geeignete Strategien zu entwickeln und Korruption dadurch langfristig auf ein Minimum zu reduzieren. Transparency International Austria stützt sich dabei auf die Erkenntnisse und Inhalte der Arbeitsgruppe, aber auch auf eigene Erfahrungswerte.”
Methodologie: TI hat eine Umfrage unter allen Mitgliedern der Arbeitsgruppe zur Korruptionsbekämpfung in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe durchgeführt. Ziel der Umfrage war eine Übersicht über den Umgang mit Korruptionsrisiken bei Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe in Österreich zu bekommen. Die Ergebnisse der Umfrage ermöglichen der Arbeitsgruppe, geeignete Lösungsansätze zu entwickeln und aktuelle Herausforderungen im Umgang mit Korruptionsrisiken zu diskutieren. Die Umfrage wurde anonym durchgeführt, um keinerlei Rückschlüsse auf die teilnehmenden Organisationen zu ermöglichen. Der Umfang wurde auf sechs Fragen beschränkt und ermöglichte dadurch einen hohen Rücklauf. Die Fragen konzentrierten sich auf die wesentlichen Bereiche im Umgang mit Korruptionsrisiken. VertreterInnen von neun Organisationen nahmen an der Umfrage teil und ermöglichten ein für diesen Sektor repräsentatives Ergebnis.
Zunächst wurde eruiert, ob Korruptionsrisiken in den Organisationen regelmäßig identifiziert und analysiert werden. Lediglich zwei Organisationen führen jährlich eine Überprüfung durch. Die restlichen rund 80% (78%) der TeilnehmerInnen gaben an gar keine oder nur Anlass bezogen eine Überprüfung durchzuführen.
- Die zweite Frage lautete: Welche Organisationsbereiche sind besonders anfällig für Korruption? Rund 80% (78%) gaben Aktivitäten auf Projekt- und Programmebene in den Einsatzländern vor Ort an. Gleich hoch wird die Gefahr der Korruption bei der Zusammenarbeit mit externen Projektpartnern eingeschätzt.
- Hinsichtlich der Ausprägungsformen von Korruption wird das höchste Risiko im Bereich Nepotismus mit rund 78% gesehen. Jedoch gaben auch 56% an einem erhöhten Risiko durch Bestechung und Betrug ausgesetzt zu sein. Allgemein konnte festgestellt werden, dass eine Vielzahl bekannter Erscheinungsformen von Korruption in den Aktivitäten der Organisationen auftreten.
Auffallend ist, dass rund 78% der teilnehmenden Organisationen, also acht von neun Organisationen, die Korruptionsbekämpfung in den Organisationen als verbesserungswürdig bzw. mangelhaft qualifizieren. Dr. Alexander Picker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von TI-Austria, erklärt: „Lediglich eine Organisation sieht die Korruptionsbekämpfung in der eigenen Organisation als ausreichend an. Daraus lässt sich ableiten, dass innerhalb der Organisationen grundsätzlich Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung vorhanden, diese aber nicht ausreichend sind.“
Gesamtstudie:
Erhebung von Korruptionsrisiken Transparency
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Transparency International Austria
Luca Mak LL.M.
Geschäftsführer
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